Um
es gleich zu sagen: als ich den Begriff "Viersen" ** zum ersten Mal
hörte, dachte ich, es verabschiedet sich ein Betrunkener aus der
Kneipe. Wenn ein Zecher sich nach ein paar Bierchen und Schnäpskes an
der Kneipentür verabschiedet, kann sich das schon mal so ähnlich
anhören: "also ´enn- bis nexma- viersen!" (auf Wiedersehen) ...
Dann stimmt evtl.
die Koordination der Lippenbewegungen nicht mehr mit der
Denkgeschwindigkeit überein und schon ist die Verständlichkeit im
Eimer...
Solche Scherze hört
man schon mal in Nachbarstädten, die neidisch sind, dass ihre Stadt
nicht auch "flächenmäßig" größer ist als die Regierungshauptstadt des
Landes - der Neid halt! Immerhin können sich hier knapp 76.000 Bewohner
auf 91km² austoben, d.h. jeder hat 1,2 m² zum Tanzen und Tollen.
Der Düsseldorfer hat da nur 0,35 m² pro Mensch zum Schunkeln und
Flanieren. Das ist ja wohl ein bisschen knapp für Gemütlichkeit, oder?
Als ich vor 52
Jahren zum ersten Mal in die Stadt einfuhr, damals noch mit einem
Papier-Stadtplan auf dem Schoß (Das war Origami in Reinkultur - Navi,
Smartphone gab es allet noch nich) - hat es mich an der ersten Kreuzung
fast durch das Fenster gehauen. Da stand doch tatsächlich ein
Richtungsschild mit der Aufschrift "Alle Ziele" ! Der Pfeil zeigte nach
links. Etwas weiter war das nächste Schild zu erkennen mit der gleichen
Aufschrift, es zeigte allerdings nach rechts!
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Ich
dachte wohl das, was jetzt jeder gedacht
hätte: "Wattennu?" (Hochdeutsch: Würden Sie sich bitte
entscheiden ?") - Soll
das die so genannte "freie Wahl" sein,
sich
jederzeit
entscheiden zu können, wohin man will, oder heißt das einfach nur "hau
ab, Fremder, egal wohin - aber weg- hier gibt es nix zu holen..!" Es
spart auf jeden Fall eine Menge
Schilderkosten... Mittlerweile
ist es das häufigste Schild in der
Stadt, steht quasi an jeder Ecke und zeigt in jede mögliche Richtung -
mit "Scheiß auf dein Navi!"-Funktion, und ganz ohne Stromverbrauch!
Das
Schild war mir vorher noch nie begegnet- ich war irritiert. Ich dachte
für mich: "Da fehlen nur noch die Gaunerzinken, und die Stadt ist leer
wie ein Nazi-Hirn." -Ich schaute
langsam auf meinen Schoß, den
Faltplan im Auge und dachte: "Was macht das Ding hier?" Wenn diese
Schilder da vorne einen Sinn machen, ist das Stück Papier hier so
wertvoll wie ein Staubsauger in der Wüste oder Fips Asmussen als
Trauerredner.
Ich
habe mein Ziel trotzdem gefunden, Viersen ist ja zwar flächengößer
als Düsseldorf, aber töter als der Melatenfriedhof in Köln ...
(sorry, Frau
Anemüller*, aber der musste jetzt sein, Sie trifft hier
keine Schuld)...
Das Schild steht heute noch, ist
mittlerweile weit verbreitet und hat
sich deutschlandweit etabliert.. pfeif was auf Navi & Co.,
Viersen
ist eben überschaubar: Wenn man von Mönchengladbach kommt, geht es
links in Richtung Käsefront (NL) , rechts nach Krefeld und geradeaus in
die Klapse. Wer braucht da einen Navi?
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Nachdem
sich mittlerweile so ziemlich alle großen Industrieunternehmen aus der
Stadt verabschiedet haben, wird es gemütlich. Viel Grün und eine Menge
Veranstaltungen, nur wenige "Leberschredder" (Kneipen), die Leute
bleiben lieber zu Hause und schlabbern sich da ihr Alt vom Kiosk
(Gottseidank). Fehlt nur noch ein pfiffiger Programmierer, der eine
clevere App schreibt, mit der jeder Hausbesitzer den Bürgersteig vor
seinem Haus selber bei Bedarf hoch klappen kann, das wäre der Gipfel
der bürgerlichen Mitbestimmung...
Man
muss halt selber was draus machen,
wie überall...
Dass es geht, sieht man ja an mir und
Till Brönner !
Der Mann aus Viersens Trabantenstadt Dülken hat immerhin die Lizenz zum Tröten ... und das weltweit - is dat nix?
So ganz ist Viersen also noch nicht verloren.
so, ich muss jetzt bedienen, et kütt Kundschaff..
bis denn ma, Viersen !
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